- von Daniela Bergsch
CLC19KO – Lernen braucht Netzwerke…
Unter diesem Motto stand das 10. Corporate Learning Camp (CLC) in Koblenz am 12. und 13.09.2019. Veranstaltet wird es von der Corporate Learning Community und Partnern aus Wissenschaft und Wirtschaft. inside war erstmals als Sponsor dabei.
Bereits in der Corporate Learning Community NRW (CLC40) aktiv, konnte ich mich auf das Wiedersehen mit einigen bekannten Gesichtern freuen. Auch für das Kennenlernen und Vernetzen mit neuen Menschen bot das CLC genug Raum. Damit wurde das Motto „Lernen braucht Netzwerke“ auch wirklich gelebt. Rund 300 Teilgeber fanden sich zum Barcamp ein, teilweise „alte Hasen“ der Corporate Learning Community, teilweise Teilgeber, die zum ersten Mal ein Barcamp besuchten.
Wieso funktioniert das Netzwerken und das von- und miteinander lernen auf dem Corporate Learning Camp oder anderen Barcamp Treffen so gut? Es liegt meiner Ansicht nach zu großen Teilen am Format „Barcamp“ und den Menschen, die sich als Teilgeber und Teilnehmer auf dieses Format einlassen.
Barcamp – Für Neueinsteiger
Ein Barcamp läuft folgendermaßen ab:
Zu Beginn legen alle gemeinsam die Agenda fest. Jeder, der Teilgeber sein möchte, bietet eine sogenannte „Session“ an. Sessions sind immer 45 Minuten lang und werden auf die Timeslots verteilt. Nach jeder Session gibt es eine Raumwechselpause. Auf dem CLC19KO wurden innerhalb von 2 Tagen 97 Themen in den Sessiongruppen gemeinsam bearbeitet. Zu jedem Sessionwechsel entscheidet jeder neu, welche Session ihn als nächstes interessiert. Sollte ich während einer Session feststellen, dass meine Erwartungen an die Session andere waren, habe ich die Freiheit den Raum zu verlassen und an einer anderen Session teilzunehmen.
Sessions leben in der Regel von der gemeinsamen Bearbeitung von Themen. Oft gibt es einen kurzen Impuls des Sessiongebers und dann findet ein Austausch, eine gemeinsame Erarbeitung oder Diskussion statt. Schön ist auch für die Sessiongeber, dass sie oftmals mit einem größeren Wissensschatz aus einer Session gehen, da die Rollen von Teilgeber und Teilnehmer in einer Session permanent wechseln.
Der Sessionsplan des CLC19KO inklusive der Sessiondokumentation lässt sich hier nachlesen.
Auch auf Twitter wurde fleißig zu den Sessions gezwitschert.
Zum Glück waren wir zu viert von inside beim CLC, so konnten wir die Qual der Wahl bei den Sessions etwas erträglicher machen und uns pro Sessionrunde gut verteilen.
Hier noch ein kurzer „inside Lernimpuls“ zum Thema Konferenzen/Barcamp. Nehmen wir an Konferenzen oder Barcamps teil, besprechen wir im Vorfeld unsere konkreten Ziele, mit denen wir auf die Veranstaltungen gehen. Nach der Veranstaltung teilen wir unsere Ergebnisse im ersten Schritt unter den Teilnehmern im persönlichen Austausch. Parallel werden Notizen, hilfreiche Links für alle im Team über MSTeams zur Verfügung gestellt. Bei für alle besonders spannenden Themen gibt es noch einen kurzen Erfahrungsbericht oder wenn in der Barcampsession z.B. eine Übung durchgeführt wurde auch die Übung für alle. Denn: Sharing is caring.
Hier 3 Sessionhighlights (und hier war die Auswahl wirklich nicht leicht) zu Themen, mit denen wir uns gerade ebenfalls beschäftigen:
#Lernen in der Produktion
Mit der Methode „Start-Stop-Continue-Change” starteten wir in mehreren Gruppen in die Thematik. D.h. mit was sollen wir beginnen, was sollen wir stoppen, was verändern und was fortführen in Bezug auf Lernen in der Produktion? Häufig genannt wurden das Einbeziehen der Mitarbeiter aus der Produktion bei der Ausarbeitung von neuen Konzepten oder die Gestaltung von Lernumgebung bzw. Performance Support als „Startmoment“. Unter „Stop“ fielen Dinge wie Denkhaltungen „Geht nicht in der Produktion“ oder vereinsamte PC-Terminals in dunklen Ecken. Im „Change“ wurde häufig die Führungskraft mit ihrem Rollenverständnis genannt. Als „Continue“ stellten wir fest, dass wir aus der Produktion lernen können, wie man im Prozess lernen kann. Fazit: Die Qualifizierung in der Produktion darf nicht als zweite Priorität verstanden werden.
#Ich wollte lernen, doch dann kam der Alltag dazwischen
Eine Session, die auf reges Interesse stieß. Auch bei uns vieren ging das Knobeln los, wer an dieser Session teilnimmt. Denn mit diesem Titel sprach die Sessiongeberin denke ich einigen Teilnehmern aus dem Herzen. Mit der Methode 1-2-4-all wurden Erfahrungen zum Thema Lernzeit und wie diese nachhaltig implementiert werden kann, gesammelt. Danach wurden diese Punkte 2 Kategorien „Engelchen“ (Was motiviert/hilft) und „Teufelchen“ (Wo liegen Hindernisse) zugeordnet. Das „Teufelchen“ steckt z.B. in mangelndem Vertrauen von Führungskräften, einer nicht erkannten Notwendigkeit und einem unter Umständen nicht direkt greifbaren Ergebnis – ergo keine Arbeit, sondern Vergnügen.
Beim „Engelchen“ waren Punkte zugeordnet wie: Lernzeit=Arbeitszeit, Unterstützung von der Führung, Lernen nach Bedarf an einem frei wählbaren Ort mit fest eingeplanter Reflexion für jeden einzelnen und im Team.
#Erfahrung zu Learning Experience Platforms (LXP)
In dieser Session wurde zunächst einmal eine Abgrenzung zum Lern-Management-System (LMS) getroffen und Wünsche an Learning Experience Platforms gesammelt. LXP ermöglichen, personalisierte und soziale Learning Experiences für Lernende bereitzustellen. Sie sind im Gegensatz zu LMS (administratorgesteuert) mitarbeitergesteuert und ermöglichen User Generated Content.
Als Erwartungen wurden genannt: eine adaptive Lernumgebung mit Lernstreams und für den einzelnen relevantem Content, die ein tatsächliches On-Demand-Learning ermöglichen. Mit diesen Erwartungen wurde die LXP schon um ein adaptives Lernsystem ergänzt.
Erstmalig wurden beim CLC19KO auch Assemblies angeboten, Tische, an denen parallel zu den Sessions über den ganzen Tag hinweg an Themen gearbeitet wurde, z.B. an der CLC2025 Roadmap. Auch wenn wir zu viert waren, haben wir die Assemblies leider in diesem Jahr noch nicht nutzen können, vielleicht im nächsten Jahr.
Mein persönliches Fazit:
Das Corporate Learning Camp schafft den Austausch auf Augenhöhe, das Miteinander Lernen und ermöglicht viele spannende Begegnungen für Corporate Learning Professionals. Viele Impulse habe ich bekommen, bin im positiven Sinne erschöpft Freitag Abend nach Hause gefahren und habe das Wochenende nach dem CLC gerne zum Nach- und Weiterdenken genutzt.
Eins steht jetzt schon fest, auch im nächsten Jahr sind wir von inside Teilgeber beim Corporate Learning Camp – auch als Sessiongestalter und wir freuen uns jetzt schon darauf.